Kunkels selige Witwe in 8 Kapiteln:

Autor: Werner E. Hintz

Produktion: RIAS 1983 | Laufzeit: 232'36 Min. Erstsendetermine:
1983: 23.12.
1984: 6.1. / 20.1. / 3.2. / 17.2. / 2.3. / 16.3. / 30.3.

Erzählerin:
Edith Hancke
Mitwirkende:
Iska Geri (Hulda Kunkel)
Evelyn Parisé (ihre Tochter Alice)
Oliver Rohrbeck (ihr Sohn Edmund)
Inge Wolffberg (deren Tante Tinchen)
Harry Wüstenhagen (Fürchtegott Demuth, Unternehmer & Kaufmann)
Gerd Duwner (Prokurist Dreisam)
Cornelia Meinhardt (seine Tochter Grete)
Uwe Paulsen (Willi Finke, Stadtreisender)
Wolfgang Ziffer (Leutnant Theo v. Zirwitz)
Christel Harthaus (Rosa Roselli, Sängerin u. seine Cousine)
Heinz Fabian (Pfarrer zu Oderberg)
Heinz Junge (Kutscher)
Margot Rothweiler (Frl. Lerche)
Regie: Horst Kintscher
Ton: Georg Fett
Schnitt: Manfred Pickert
Aufnahmeleitung: Ingrid Beyer
Redaktion: Ursula Drews

Kurzüberblick:

Zuerst machen wir mit der Kutsche einen Abstecher in die Mark Brandenburg:
Man reist zur Beisetzung von Tante Helene nach Oderberg, 'jottwede' hinter Freienwalde im Oderbruch gelegen. Dort lebt die Schwester der Verstorbenen, Florentine Kunkel, von allen Tante Tinchen gerufen. Ihre Schwägerin heißt Hulda; die Witwe des Zichorienfabrikanten Georg Kunkel trägt seit 12 Jahren die Last der Firma. Die ist grad' mal 45, hat sich ganz passabel gehalten und würde gern wieder heiraten. Ihr Sohn Edmund hat sich der Dichtkunst verschrieben, auf's Zichoriengeschäft hat er überhaupt keine Ambitionen. Ein tüchtiger Schwiegersohn mit Geld wär' genau das Richtige, doch Tochter Alice, 20 Jahre jung, tritt für die Freiheit der Frau ein, will nie heiraten und dilettiert am Pianoforte. Doch wie sagt Tante Tinchen immer: »Kommt Zeit, kommt Rat - kommt Heirat'«.
Der Pfarrer von Oderberg warnt Tante Tinchen vor dem Sündenbabel Berlin, doch das macht sie erst richtig neugierig 'uff Berlin' und so läßt sich die Letzte der Kunkels überreden, als Haushälterin nach Berlin in die Schützenstraße zu kommen, wo sechs gutmöblierte Zimmer und nebenan das Kontor auf sie warten.

Die einst florierende Firma steckt in Schwierigkeiten: Mit ‹Kaffiola›, so heißt nämlich das Pulver aus der Zichorie*), das die Firma ‹Kunkels sel. Witwe› fabriziert und dem Malz-, Gersten- und selten Bohnenkaffee zur Geschmacksverbesserung [in Notzeiten auch als Ersatz] beigegeben wird, geht's bergab. Die Konkurrenz hat große Marktanteile mit Zugaben wie Kaffeetassen und -kannen abgerungen. Einzig Prokurist Dreisam, die Seele des Geschäfts, und der tüchtigste Stadtreisende (Vertreter) Willi Finke halten den Betrieb am Laufen.

Um die Goldgrube wieder florieren zu lassen, muß etwas geschehen. Da trifft es sich, daß zur rechten Zeit der Unternehmer und Kaufmann Fürchtegott Demuth auftaucht, der sich gerade im Zichoriengeschäft gut auskennt. Schon in Oderberg hat er es geschickt eingefädelt, die Bekanntschaft der Kinder zu machen. Da steht natürlich bald ein Besuch an, bei dem er Hulda mächtig Avancen macht. Das macht Dreisam mißtrauisch, den die resolute Tante Tinchen auf Hulda angesetzt hat. Immerhin kann er ein geerbetes Mietshaus in Angermünde in's Feld führen. Ihre Anstrengungen verfangen bei der Schwester allerdings nicht so recht.

Eine Idee muß her, und Demuth hat sie: Den Packungen sollen kleine, achtseitige Heftchen beigelegt werden, in denen von Episoden aus der Preußischen und Deutschen Geschichte, den Helden und ihren Taten berichtet wird. Nur zu komisch, daß gerade der pfiffige Finke die gleiche Idee hatte, allerdings garniert mit volkstümlicher Literatur. Notiert hatte er das auf einem Zettel, der im Kontor lag und Dreisam als Argumentationshilfe bei der Prinzipalin dienen sollte. Denn gerade war Demuth eingetroffen und hatte das Kontor besichtigt...

Bei Edmunds Geburtstagsfeier lernen wir dessen neueste Bekanntschaft aus Künstlerkreisen kennen: Rosa Roselli, die aufgedonnerte Sängerin der leichten Muse, die es auf Edmund abgesehen hat und ihren Cousin, den schneidig-schnoddrigen Leutnant Theo von Zirwitz, der seinerseits Alice mächtig den Hof macht und bald um das JA-Wort bittet. Beide versprechen sich finanzielle Restauration durch die Verbindung mit den Kunkel-Kindern. Beim Sommerball der Berliner Kaufleute in Krolls Etablissement werden jede Menge Verlobungen und sogar eine Kindstaufe bekanntgegeben!

Aber leider erweisen sich sowohl die neue Rezeptur nach Herrn Demuth als auch die Heftchen mit Krieg und Kriegsgeschrei als Fehlschlag. Nun sollen schaurig-schöne, bunte Märchenhefte, eine Idee von Dreisams Tochter und Edmunds Muse Grete, zusammen mit der alten Rezeptur die Wende bringen.
Plötzlich fehlen 1000 Märker aus dem Geldschrank im Kontor und Buchhalter Dreisam ist über alle Berge entschwunden. Mit den Märchenheften ist's nun Essig und womöglich muß die Firma verkauft werden. Und wieder bietet sich Demuth als Retter in letzter Not und Geld aus der eigenen Schatulle an...


*) Zichorie: Das Gewächs aus der Familie der Korbblütler, im Volksmund auch Wegwarte genannt, wird heute fast nur noch als Heilpflanze bei Magen-, Leber und Nierenleiden, Rheuma, Gicht und Harnwegserkrankungen genutzt. Ihre Wurzel diente zerkleinert, gröstet und gemahlen als Geschmacksverbesserer für Malz- oder Gerstenkaffe, ("Muckefuck"), als Handelmarke am bekanntesten ist Caro-Kaffee von Nestlé, koffeinfrei und für Kinder geeignet.
Zitat: Einen verstärkten Anbau der Wurzelzichorie löste zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Erfindung aus:
Die Gewinnung von Kaffee-Ersatz aus gerösteten Rüben!
Vor allem Friedrich der Große unterstützte den Zichorienanbau. 1797 gab es in Preußen bereits 19 Fabriken, die den "Preußischen Kaffee" herstellten. Noch bis in den Zweiten Weltkrieg wurde viel Zichorienkaffee getrunken.
Quelle: Günzburger Nahrungsmittelfabrik

[Laufzeit je Folge ca. 25-30 min.]

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