Die selige Cornelie in 8 Kapiteln:

Autor: Erich Jakob, frei bearbeitet von Werner E. Hintz

Produktion: RIAS 1975 | Laufzeit 220'21 Min.
Besonderheit: Wenck begrüßt in der 5. Folge (7. Mai) die Hörer mit "Juuten Morgen" und verabschiedet sich mit einem "Juuten Appetit"! - demnach ist diese Folge am Vormittag ausgestrahlt worden!?

Erstsendetermine 1974: 12.3. / 26.3. / 9.4. / 23.4. / 7.5. / 21.5. / 4.6. / 18.6.

Erzähler:
Ewald Wenck
Mitwirkende:
Dieter Ranspach (Willibald Plümke, Kgl.-Pr. Bibliotheksrat)
Lu Säuberlich (seine Frau Laura)
Gisela Fritsch (deren Tochter Dorothea)
Bruno Fritz (Theaterbesitzer Amandus Plümke, Willibalds Bruder)
Erna Haffner (seine Frau Pauline)
Klaus Herm (ihr Sohn Heinrich, Arzt an der Charité)
Erich Fiedler (Notar Ephraim Siebenlist)
Ilse Trautschold (Tante Meier)
Gerd Holtenau (Pfarrer)
Hans Bergmann (Wachtmeister)
Hugo Schrader (der Maler Adolph von Menzel)
Regie: Ivo Veit
Ton: Horst Dähne, Helmut Jantke, Joachim-Friedrich Schulz, Hans Martin
Schnitt: Hannelore Schmidt, Renate Knopf, Angelika Stubbert, Ruth Hofmann
Aufnahmeleitung: Annemarie Bienert

Kurzüberblick:

Die Episode spielt 1895 zu der Zeit, als im Berliner Wintergarten der erste Kintopp vorgeführt wurde und Fritjof Nansen zum Nordpol unterwegs war. Eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt übrigens ein "Meister des preußischen Rokoko", der Maler Adolph Menzel (1815-1905), geadelt zum von anno 1898 (woraus sich eine Unstimmigkeit hinsichtlich des Jahres 1895 ergibt, denn im 5. Kapitel heißt es: »... ist Professor geworden und in den Adelsstand erhoben«):

In einem vierstöckigen herrschaftlichen Mietshaus am Kupfergraben mit Ausblick auf die Spree residiert zwei Treppen hoch der Kgl.-Pr. Bibliotheksrat Willibald Plümke mit seiner Familie, zu der Ehefrau Laura und Tochter Dorothea, genannt Dorchen, zu zählen sind. Die wird bald 21 und damit mündig, sie zieht es zum Theater, was nun gar nicht im Sinne der Eltern ist.
Als Warnung wird ihr die mißratene Verwandschaft aus der Schönhauser Allee vorgehalten: Amandus Plümke, Direktor des Olympia-Theaters und Darsteller komischer Rollen wie Nante oder Nauke, und seine Ehefrau Pauline, vom Bruder Willibald nur verächtlich 'Schmierenkomödianten' geschimpft. Einzig eine Ehe halten die Eltern für geeignet, ihr die Grillen auszutreiben. Doch ein geeigneter Kandidat aus dem bürgerlichen Lager mit standesgemäßer Mitgift, etwa ein Richter, ein Jurist oder eventuell ein Arzt, ist nicht in Sicht.

Das letzte Treffen der beiden zerstrittenen Familien liegt schon mehr wie 10 Jahre zurück. Erst als die selige Tante Cornelie nach 85 Lebensjahren unverehelicht das Zeitliche segnet, müssen sie sich arrangieren und alle zusammen bei der Beerdigung antreten. Zur Überraschung aller stellt sich heraus, daß die teure Verblichene ein Testament hinterlassen hat - Kontakt zur Tante haben beide Neffen allerdings nicht gepflegt.

Bei Notar Siebenlist tanzen alle zur Testamentseröffnung an und staunen nicht schlecht als ihnen eröffnet wird, daß die teure Verblichene gar nicht arm und bedürftig war wie vermutet, sondern vier Mietshäuser in der Tempelhofer Vorstadt besaß! Die Bedingung für den Antritt der Erbschaft lautet: Ein Jugendbildnis der Verstorbenen beizubringen, das sie vor mehr als 50 Jahren von einem unbekannten jungen Künstler malen ließ. Später hat sie es einem ihrer zwei mittlerweile verstorbenen Brüder zum Geschenk gemacht, die es wohl ihren Neffen vererbt haben.
Wer das Konterfei innerhalb eines Monats nach ihrem Ableben beim Notar vorlegen kann und damit beweist, das Andenken in gebührenden Ehren gehalten zu haben, soll dern gesamten Besitz erben. Sollte das nicht der Fall sein, fällt das Vermögen an den ‹Tusnelda-Bund zur Rettung gefallener Mädchen›. Doch an ein derartiges Porträt kann sich keine Partei erinnern - »Matthäus 7, Vers 7« rät ihnen der Notar, soll heißen: "Suchet, so werdet ihr finden".

Nun stellen beide Parteien ihre Wohnungen auf den Kopf, fängt das emsige Suchen in Schränken und Kommoden, in Keller und Dachboden, an. Denn den Erlös aus dem Verkauf könnten beide Familien gut gebrauchen: Dem heruntergekommenen Theater von Amandus täte eine Auffrischung gut, und Sohn Heinrich, der für'n Butterbrot als Arzt an der Charité arbeitet, träumt von der eigenen Praxis. Bei Willibald würde der Geldsegen Töchterchens Mitgift und damit die Chancen auf einen geeigneten Heiratskandidaten erhöhen. Doch zu finden ist nüscht.

Ein am Vortage beim Notar vergessener Pompadour (lt. Wikipedia "beutelartige Damenhandtasche, zeittypischen Accessoires der Frauen der Oberschicht") gibt Heinrich die Gelegenheit, Dorothea wiederzusehen. Beim Gespräch auf dem gemeinsamen Weg kommt man sich trotz der familiären Distanz näher, und Dorothea nutzt die Situation, bei dessen Eltern um Schauspielunterricht nachzufragen. Auch die können sie nicht vom sehnlichsten Wunsch, Schauspielerin zu werden, abbringen.
Und dann hält auch Vetter Heinrich nichts von einer Laufbahn am Theater, da wäre er ausnahmsweise mal auf der Seite ihrer Eltern getreu seinem Motto: »Dienen lerne das Weib beizeiten nach seiner Bestimmung. Goethe, Hermann und Dorothea«. Als Mutter einer siebenköpfigen Kinderschar, als Helferin eines Arztes oder hilfreiche Schwester am Krankenlager könne er sie sich hingegen gut vorstellen: Er persönlich würde sich gar zu gern von ihr pflegen lassen! Doch eine Schauspielerin will er partout nicht zur Frau nehmen.

Auf dem Rückweg geht in der Friedrichstraße plötzlich ein Pferd der Pferdebahn durch, es ist jemand unter die Räder gekommen. Heinrich leistet sofort Erste Hilfe, assistiert von Dorothea, die 'Krankenschwester' mimend. Schlüsselbein- und vermutlich einen doppelten Schienbeinbruch diagnostiziert er auf die Schnelle bei der alten Dame, und auch deren Leierkasten ist arg ramponiert. Denn die Verletzte ist Tante Meier mit der Leier, die in den Hinterhöfen des Kiez' zur Drehorgel singt und Geld dafür erhält, bloß damit sie aufhört, erzählt der Wachtmeister.
Die beiden kümmern sich in der Folge rührend um die 'Tante Meier' Dame - Heinrich sorgt trotz schmalen Salärs für die Reparatur ihrer Drehorgel - was ihnen später sehr zugute kommen wird. So bleibt beiden zunächst nur die Hoffnung auf die Erbschaft, was sie mit einer Verlobung einleiten wollen - doch ihre Pläne macht vorerst einmal die Familiendoktrin zunichte: Ein schlecht bezahlter Doktor wäre in Augen ihrer Eltern nicht standesgemäß.

Kaum zu glauben, daß beide Familien ein Bildnis beibringen: Amandus eine Federzeichnung, Willibald einen formidablen Ölschinken - doch sind die auch echt? Auf der vergilbten Zeichnung, die gut 50 Jahre alt sein kann, schielt die Tante Cornelie! In »Essig und Öl« hat sie braune Haare, obwohl Amandus sie Blond in Erinnerung hat. Auch Notar Siebenlist, dem die Tante seit einigen Jahren persönlich bekannt war, vermag keine Ähnlichkeit zu erkennen. Er präferiert die Zeichnung, und die Brüder bezichtigen sich gegenseitig des Schwindels. Wer hat aber nun daran gedreht um sich einen Vorteil zu verschaffen?

Um diese heikle Frage zu klären, wird der berühmte Maler Adolph von Menzel hinzugezogen, zum Professor ernannt und in den Adelsstand erhoben. Und genau der habe das Bild im Jahre 1840 gemalt, hätte ihm die Verstorbene kurz vor ihrem Ableben mitgeteilt.
Seine Exzellenz ist klein gewachsen (»... knapp einsfuffzich«), mittlerweile 80 Jahre alt, verfügt aber über ein vorzügliches Gedächtnis: Eine Federzeichnung wäre es gewesen, signiert. Dafür habe er seinerzeit 3 Taler erhalten »für den hungernden Maler«, wovon er drei Wochen lang gut leben und erfreulichere Modelle malen konnte - und einen Extrataler dazu, weil er das Porträt etwas 'schönte'. Aber die Urheberschaft von Amandus Werk streitet er ab, denn die ist nicht signiert!

Wird überhaupt jemand die Erbschaft antreten können? Tags darauf sucht Dorothea seine Exzellenz von Menzel in dessen Atelier auf und die Geschichte nimmt eine überraschende Wendung, als das vermißte Porträt dann doch noch auftaucht ...

[Laufzeit je Folge ca. 25-29 min.]

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